HÖRFASSUNG VORLESEN LASSEN (3 MB):

Die vier Häuser Nr. 63 und Nr. 69 mit den drei Ringen im Giebel sowie Nr. 65 und Nr. 71 mit dem Rokoko-Dekor prägen in diesem Bereich die Ruhrstraße. Die Inschrift am Haus Nr. 63 sagt sinngemäß aus: „wäret ihr rechtzeitig gekommen, so hätte ich eure Ratschläge befolgt“. Das Haus ist vermutlich Ende des 17. Jh.d erbaut worden, etwa gleichzeitig mit dem Haus Nr. 69 „Parlament“, an dessen Vorderseite eine Balkentafel, die ursprünglich zum Haus „Am Staad“ (Mühlengraben 1) gehörte, eingelassen ist mit einer Inschrift von 1645. Die zwei Muscheln weisen auf den Jakobus-Pilgerweg hin, der durch die östliche Ruhrstraße (früher: Steinweg) führte.

Im 18. Jhd. wurde die jetzige Gaststätte „Parlament“ von Thurn und Taxis als Postamt genutzt, war ab 1817 preußische Poststelle und um 1848 Wirtshaus und Treffpunkt der Demokraten, woraus sich der Name „Parlament“ ableitete. Das Doktorhaus (Nr. 65) stammt aus der Zeit des Arztes Dr. Mallinus um 1772. An diesem und an der „Alten Apotheke“ (Nr. 71)  sehen wir vergleichbares Dekor. Auch die „Alte Apotheke“ war Eigentum des Doktor Mallinus und wurde von ihm als Apotheke an die Familie Grote/Mechelen verpachtet. Das Dekor von 1782 ist eine schöne Variante des Doktorhauses. Auch als Heimatmuseum in den Jahren 1930-1938 hieß es noch „Alte Apotheke“. Die Mühlengasse zwischen Parlament und Alter Apotheke führte zur Kettwiger Mühle, die seit 1387 bezeugt ist. Der Abschnitt Ruhrstraße zwischen Alter Apotheke und der Unterseite der Häuser Kirchtreppe 2/4/6 hieß früher „Knüppelmarkt“, denn hier ersetzten vermutlich Holzknüppel oder Bohlen das Pflaster, weil Abwässer vom Oberdorf und der Kirchtreppe hier abliefen. Auf die Bedeutung des Tuchmacherplatzes mit dem Weberbrunnen weist die Bronzetafel neben dem Weberbrunnen hin.

Adresse: Tuchmacherplatz, Ruhrstr. 65-71, 45219 Kettwig